Spricht man von einem pazifischen Taifun, so ist die Rede von einem tropischen Wirbelsturm, der sich in einem Bereich nördlich des Äquators sowie zwischen 100 und 180 Grad östlicher Länge bewegt. Während die Benennung von Hurrikanen (tropische Wirbelstürme über dem Nordatlantik und Ostpazifik) allein dem National Hurricane Center (NHC) in Miami obliegt, können die Namen pazifischer Stürme - je nach genauem Entstehungsgebiet beziehungsweise genauer "Wirbelzone" - von zwei Einrichtungen vergeben werden: der Japan Meteorological Agency (JMA) und der Philippine Atmospheric, Geophysical and Astronomical Services Administration (PAGASA). Dadurch kann es durchaus vorkommen, dass ein und derselbe Sturm zwei Namen führt, was dieses Jahr auch hin und wieder vorkam.
Benannt werden von der JMA dabei alle Stürme die eine zehnminütige mittlere Windgeschwindigkeit von 65 km/h überschreiten. Die PAGASA vergibt bereits ab einem Zehnminutenmittel von 39 km/h einen Namen, allerdings nur, wenn sich der Wirbel innerhalb des philippinischen Verantwortungsbereich zwischen 115 ° und 135 ° östlicher Länge sowie 5 ° und 25 ° nördlicher Breite aufhält. PAGASA benennt im Gegensatz zu JMA damit also auch tropische Tiefs. Von einem Taifun spricht man übrigens ab einem zehnminütigen (!) Geschwindigkeitsmittel von 118 km/h und von einem schweren Taifun (auch Supertaifun genannt) ab 185 km/h (Definition nach PAGASA ). Rein von der Geschwindigkeit her würde das der Kategorie 3 auf der fünfteiligen Saffir-Simpson-Skala entsprechen, die für die Klassifizierung von Hurrikanen, also den Vertretern tropischer Wirbelstürme im Atlantik und Ostpazifik, herangezogen wird. Allerdings bezieht sich diese Skala auf einminütige Mittelwerte und nicht auf zehnminütige wie bei Taifunen. Eine 1:1-Übertragung ist also nicht möglich, sondern der Bezugszeitraum muss zwingend berücksichtigt werden.
Auch wenn sich Taifune das ganze Jahr über bilden können, gibt es dennoch einen Hauptaktivitätszeitraum, der sich von Juli bis November erstreckt. Das wäre es dann jetzt aber endgültig zum Hintergrundwissen.
Blicken wir nun einmal auf die Prognosen, die im Vorfeld der Hauptsaison erstellt wurden. Das englische Tropical Storm Risk Konsortium (TSR) prognostizierte im Mai 2025 eine leicht unterdurchschnittliche Saison mit 25 Tropischen Stürmen, von denen sich 15 zu Taifunen und davon wiederum 8 zu schweren Taifunen entwickeln sollten. Als Begründung wurde unter anderem eine neutrale Phase der sogenannten El Nino-Southern Oscillation (kurz ENSO) aufgeführt. Dabei handelt es sich grob gesagt um ein großräumiges Zirkulationsmuster über dem Pazifik. Anfang August reduzierte das TSR die Anzahl schwerer Taifune auf 7, was nicht zuletzt auch daran lag, dass die Aktivität im Juni und Juli hinter den Erwartungen zurückblieb. PAGASA sagte im Januar 2025 für das erste Halbjahr 2 bis 8 tropische Systeme voraus (inkl. tropischer Tiefs, die beim TSR nicht berücksichtigt wurden) und im Juli 11 bis 19 Systeme für das zweite Halbjahr voraus. Das sind insgesamt also 13 bis 27 tropische Entwicklungen - wohlgemerkt nur in der vergleichsweise kleinen Region, für die sich PAGASA verantwortlich zeigt.
Im Mittel (1991-2020) treten übrigens 25,5 tropische Stürme über dem westlichen Nordpazifik auf, davon 16 Taifune und davon wiederum 9,3 schwere Taifune. Tatsächlich wurden bisher 27 Tropenstürme registriert, von denen 14 zu Taifunen heranreiften. Davon wiederum schafften es mit "Ragasa" und "Neoguri" zwei Exemplare in die Liga der schweren Taifune aufzusteigen und das mehr oder weniger gleichzeitig (dazu gleich mehr). Die Zugbahnen aller Stürme sind in Abbildung 1 aufgeführt. Damit verlief 2025 zumindest was die Anzahl der Taifune angeht, tatsächlich etwas, was die Anzahl schwerer Taifune betrifft sogar deutlich unterdurchschnittlich.
Der erste benannte Sturm war Tropensturm "Wutip" am 11.06., was den fünftspätesten Erstbenennungszeitpunkt seit Beginn der dortigen Wetteraufzeichnungen darstellt.
"Ragasa", den PAGASA "Nando" getauft hatte, entstand am 17.09. und erreichte 21.09. den Status eines Supertaifuns mit einem zehnminütigen Mittelwind von 205 km/h. Das höchste einminütige Geschwindigkeitsmittel wurde auf 270 km/h geschätzt, was der höchsten Kategroie 5 auf der Saffir-Simpson-Skala entspricht. Der Sturm zog knapp nördlich an den Philippinen vorbei und erreichte am 24.09. knapp westlich von Hong Kong die chinesische Küste. Im Anschluss löste er sich rasch auf. Die traurige Bilanz waren rund 30 Todesopfer und hunderte Verletzte.
"Neoguri" entwickelte sich ebenfalls am 17.09., allerdings deutlich weiter draußen auf dem Pazifik. Auch im weiteren Verlauf zog er seine Kreise brav fernab jeglicher Landmassen. Mit 195 km/h (10-Min.-Mittel) und 230 km/h (1-Min.-Mittel) schaffte er es in die Kategorie 4 der Saffir-Simpson-Skala und das sogar zweimal! Nachdem sich der Sturm vorübergehend deutlich abgeschwächt hatte und am 24.09. sogar zu einem Tropensturm degradiert wurde, drückte er am 27.09. nochmal richtig aufs Gaspedal und erreichte erneut Kategorie-4-Stärke - und das nahe von 40 Grad nördlicher Breite. Damit ist "Neoguri" einer der stärksten Taifune, die jemals soweit nördlich beobachtet wurden.
Schlagzeilen verursachte auch Taifun "Halong", das aber nicht nur im asiatischen Raum, sondern auch in Alaska. Nachdem sich "Halong" (10-Min.-Mittel: 185 km/h) Anfang Oktober als (umgerechneter) Kategorie-4-Taifun Japan näherte, bog er zum Glück noch rechtzeitig nach Nordosten ab und blieb über Wasser. Auf seinem Weg über den Nordpazifik wandelte er sich in einen außertropischen Sturm um und erreichte schließlich den Westen Alaskas. Gemessene Windgeschwindigkeiten von bis zu 170 km/h und schwere Überflutungen richteten dort einiges an Zerstörung an und forderten leider auch Todesopfer.
Zwei weitere sehr starke Taifune waren "Kalmaegi" ("Tino", 175 km/h, 31.10.-07.11.) und "Fung-wong" ("Uwan", 155 km/h, 03.11.-13.11.). In Klammern stehen jeweils der von PAGASA vergebene Name, das maximale 10-Min.-Mittel und die "Lebenszeit". Während "Kalmaegi" über die Mitte der Philippinen westwärts hinwegzog und später in Vietnam an Land ging, suchte "Fung-wong" zunächst den Norden der Philippinen und nachfolgend als Tropensturm noch Taiwan heim. Letzterer erreichte dabei vorübergehend 1-Min.-Mittelwinde von 215 km/h! Am Ende fielen "Kalmaegi" allein auf den Philippinen über 250 Menschen zum Opfer, "Fung-wong" dagegen "nur" rund 30.
In die traurige Gesamtbilanz dieses Jahr fließen über 700 Tote und Schäden in Höhe von mehr als 10 Milliarden US-Dollar ein. Dass 2025 damit bei weitem nicht so tödlich und kostspielig wie das vergangene Jahr war (über 1200 Tote, rund 26 Milliarden US-Dollar Schaden), ist für die Betroffenen sicherlich ein allenfalls nur schwacher Trost.