18. April 2024 |

Vorsicht, kalte Aprilnächte!

Vorsicht, kalte Aprilnächte!

Datum 18.04.2024

Der April kommt derzeit deutlich unterkühlt daher. Wo es bereits Luftfrost gab, wo Luftfrost in den kommenden Tagen droht und was das beispielsweise für Auswirkungen auf die Natur beziehungsweise speziell den Obstanbau hat, ist im heutigen Thema des Tages erläutert.

Der diesjährige April zeigt einmal mehr, was er so alles auf der Pfanne hat. Nachdem der Start in den zweiten meteorologischen Frühlingsmonat in einigen Gebieten auf sommerlichem Niveau verlaufen war, ist es mittlerweile zu kühl und teilweise stehen sogar Schneefälle und Luftfrost auf der Agenda. Dies liegt vor allem daran, dass nun, statt subtropischer Warmluft aus Nordafrika, polare Kaltluft aus nördlichen Breiten einfließen kann. Diese erwärmt sich zwar über dem Europäischen Nordmeer und der Nordsee etwas, aber dennoch reicht es vor allem in höheren Lagen für Neuschnee und nachts gebietsweise Luftfrost. In der vergangenen Nacht konnte sich die Luftmasse beispielsweise im Norden und Osten des Landes deutlich abkühlen, wodurch dort regional leichter Luftfrost auf der Agenda stand.


Tiefstwerte der vergangenen Nacht zum Donnerstag, den 18.04.2024 in °C (Quelle Deutscher Wetterdienst)



Am kältesten präsentierte sich, Bergstationen ausgenommen, Stechlin-Menz im Norden Brandenburgs mit -3,1 Grad. Aber auch in Sohland an der Spree (Sachsen) und in Schipkau-Klettwitz (Brandenburg) war es fast -3 Grad kalt.

Der Luftfrost stellt vor allem für die Pflanzenwelt ein Problem dar. Nach den in diesem Jahr seit Ende Januar durchgehend zu warmen Verhältnissen und teils Rekordwärme im ersten Aprildrittel ist die aktuelle Pflanzenentwicklung ihrer Zeit weit voraus. Die Blüte von Obstbäumen wie Süßkirsche und Apfel begann im Deutschlandmittel rund 14 Tage früher als im Mittel der letzten 30 Jahre.


Beginn der Süßkirschen- (links) und Apfelblüte (rechts) seit 1992 (Quelle Deutscher Wetterdienst)


Aktuell ist die Blütezeit der Süßkirschen in vielen Regionen bereits beendet, während Apfelbäume vielfach noch in voller Blüte stehen. Die Blüte und die jungen Früchte sind besonders empfindlich gegenüber niedrigen Temperaturen. Dabei sind Frostschäden nicht nur abhängig von den Temperaturen und der Entwicklungsphase, sondern auch von der Obstart und der Obstsorte. Auch andere Faktoren wie z.B. die Luftfeuchte, die Bodenfeuchte, die Bodenart und die Witterung vor dem Frostereignis spielen eine Rolle.

Für den Obstbau werden je nach Sorte Lufttemperaturen zwischen -0,7 Grad und -4 Grad in 2 m Höhe als kritisch angesehen - wobei man hier von einer Einwirkdauer des Frostes von 30 Minuten ausgeht. Frostschäden von mehr als 90 Prozent treten allerdings erst bei niedrigeren Temperaturen auf.

Bei Weinreben haben die frühsommerlichen Temperaturen im April zu einem Wachstumsschub geführt. Verbreitet sind die Reben bereits ausgetrieben, in milden Lagen sind auch schon die Rebblüten (Gescheine) sichtbar. Zu diesem Entwicklungsstadium reichen schon leichte Fröste im Bereich der Bogrebe (der gebogene bis horizontal angeheftete Haupttrieb der Weinrebe) aus, um gravierende Schäden zu verursachen. Je nach Erziehungsart liegt die Höhe der Bogrebe rund 70 cm über dem Boden. In wolkenarmen Nächten im April und Mai liegen die Temperaturen in Höhe der Bogrebe üblicherweise etwa 1 bis 2 Grad unter den Temperaturen in 2 m Höhe, daher sind bereits ab Tiefstwerten von +1 Grad in 2 m Höhe Frostschäden an Weinreben möglich!

Auch landwirtschaftliche Ackerkulturen können Schäden durch die frostigen Nächte davontragen. In manchen Regionen durchstoßen die Zuckerrüben- und Kartoffelkeimlinge aktuell die Bodenkrume. Zu diesem Zeitpunkt sind sie besonders empfindlich gegenüber Frosteinwirkung. Die bereits aktuell in schönstem Blütengelb leuchtenden Rapsfelder können ebenfalls Frostschäden davontragen.

Eine teilweise Schädigung kann im weiteren Jahresverlauf unter günstigen Bedingungen kompensiert werden. Totalausfälle sind jedoch für die Landwirtschaft gravierend.

Somit könnten die Frostnächte von Sonntag bis Mittwoch in Deutschland verbreitet zu möglicherweise massiven Schäden in der Landwirtschaft führen. Das genaue Ausmaß der Schäden wird von der wegen Unsicherheiten bei der Bewölkungs- und Windprognose noch nicht ganz klaren Stärke und Einwirkdauer der Fröste abhängen. In den folgenden Grafiken sind die prognostizierten Tiefsttemperaturen der kommenden Tage dargestellt.


Tiefstwerte (MOSMIX) der Lufttemperatur von der Nacht zum Freitag, dem 19.04.2024 bis zur Nacht zum Sonntag, dem 21.04.2024 (Quelle Deutscher Wetterdienst)



Tiefstwerte (MOSMIX) der Lufttemperatur von der Nacht zum Montag, dem 22.04.2024 bis zur Nacht zum Mittwoch, dem 24.04.2024 (Quelle Deutscher Wetterdienst)


Während zunächst nur im Süden und in höheren Lagen Luftfrost erwartet wird, steigt das Risiko im Tiefland vor allem ab der Nacht zum Sonntag verbreitet an. Nur in einigen Flussniederungen Südwest- und Westdeutschlands sowie bei auflandigem Wind im Küstenumfeld bleibt es bei Tiefstwerten über dem Gefrierpunkt. Am Erdboden liegen die Minima meist nochmals 1 bis 4 Grad tiefer.

Weitere Infos zu Spätfrösten sind auch im Hintergrundbericht "Globale Erwärmung - höheres Risiko für Spätfrostschäden?" zu finden.

Dipl.-Met. Marcel Schmid in Zusammenarbeit mit der Agrarmeteorologin Bianca Plückhahn und dem Agrarmeteorologen Andreas Brömser

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Offenbach, den 18.04.2024
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