03. Mai 2024 | MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert

Gewittertief "Flurina"

Gewittertief "Flurina"

Datum 03.05.2024

Tief "Flurina" sorgte gestern für eine sommerlich anmutende Gewitterlage. Insbesondere in der Südwesthälfte traten zum Teil schwere Gewitter auf. Wie es dazu kam und welche Auswirkungen das Unwetter hatte, lesen Sie im heutigen Thema des Tages.

Haupttext
Am gestrigen Donnerstag, den 02. Mai 2024, bildete sich auf der Vorderseite eines Höhentroges eine Tiefdruckrinne aus, die von Baden-Württemberg über Rheinland-Pfalz und Hessen bis zum Westausgang des Ärmelkanals reichte. Eingebettet in diese Tiefdruckrinne lag das Tief "Flurina". Dies wirkte zunächst noch recht harmlos, schien doch anfangs bei teils sommerlichen Temperaturen häufig die Sonne. Dabei konnte sich allerdings im Bereich der Tiefdruckrinne ordentlich Energie aufbauen. Zusammen mit einer ausreichend verfügbaren Feuchte bildeten sich so im Tagesverlauf zahlreiche kräftige Gewitter aus. Wegen der eher schwachen Höhenströmung ergab sich eine geringe Zuggeschwindigkeit der Gewitterzellen, was die Gefahr für Starkregen deutlich erhöhte. So blieb es nicht nur bei markanten Gewittern mit Starkregen, lokal eng begrenzt musste sogar vor extrem heftigem Starkregen gewarnt werden. Auch Hagel konnte zeitweise beobachtet werden, wie man beispielsweise den Nutzermeldungen aus der WarnWetter-App entnehmen konnte.


Insbesondere über der Südwesthälfte Deutschlands kann man zahlreiche Schauer und Gewitter erkennen, die ab dem Donnerstagabend allmählich zusammenwachsen. (Quelle DWD)


Im Laufe des Abends wuchsen die Gewitter immer weiter zusammen, sodass sich auch größere Bereiche mit Starkregen formierten, im Laufe der Nacht ließ die Intensität dann aber allmählich nach. Bis zum heutigen Freitagvormittag hielten die Regenfälle im Westen an, um bis zu den Mittagsstunden dann in Richtung Niederlande abzuziehen.

Besonders betroffen von den Gewittern waren Gebiete in Baden-Württemberg, Nordwest-Bayern, Rheinland-Pfalz, Hessen sowie im westlichen Nordrhein-Westfalen. Der Spitzenreiter aus dem DWD-Messnetz am gestrigen Tag war die Station in Bad-Neuenahr mit 59 Litern pro Quadratmeter (kurz: l/qm) innerhalb einer Stunde, gemessen gegen 19 Uhr. Dies entspricht ungefähr dem Niederschlag eines Monats, der dort innerhalb von einer Stunde niederging.


Vom Westen bis in den Südwesten Deutschlands sieht man teils überregional größere Niederschlagsmengen. Im Norden und Osten sind meist keine Niederschläge zu erkennen. (Quelle DWD)


Gleichzeitig ist dies auch die Station mit dem größten Tagesniederschlag. Dort kamen innerhalb von nur 24 Stunden 89 l/qm zusammen. Auch in Bad Camberg im Hintertaunus (Hessen) fielen 86 l/qm, in Dahlem-Schmidtheim in der Eifel (NRW) kamen rund 80 l/qm zusammen. Die radarbasierte Niederschlagssummenabschätzung deutet an, dass die Mengen punktuell sogar noch etwas höher ausgefallen sein können.

Am heutigen Freitagmorgen wird auch das Ausmaß der Schäden allmählich klar. Nicht nur im bereits 2021 von einer Flutkatastrophe heimgesuchten Bad Neuenahr liefen Keller voll und wurden Straßen überflutet, in zahlreichen weiteren Orten kam es zu ebenfalls zu Überschwemmungen. Tückisch waren beispielsweise vollgelaufene Unterführungen, die mit dem Auto nicht mehr zu durchfahren waren. So mussten vereinzelt Menschen aus ihren schwimmenden Autos gerettet werden. Besonders dramatisch traf es zahlreiche Bewohner in Bad Homburg. Diese wurden in ihren Häusern eingeschlossen, weil der Wasserpegel des Eschbach rasant angestiegen war. Innerhalb von einer Stunde stieg der Pegel von 40 cm auf 254 cm an. Im baden-württembergischen Bisingen verwandelten sich hingegen die Straßen in reißende Flüsse. Dort sorgten die Unwetter ebenfalls für große Schäden.


Im Westen abziehende Niederschläge und Auflockerungen, im Osten und Nordosten am Donnerstagnachmittag und Abend aufkommende Schauer und Gewitter. (Quelle DWD)


Am heutigen Freitag zieht das Unwettertief "Flurina" über die Nordsee in Richtung Großbritannien ab. Der Regen im Westen Deutschlands klingt dabei ab und es setzen sich einige Auflockerungen durch. Anders sieht es im Osten und Nordosten Deutschlands aus. Dort hält sich noch die wärmere und feuchtere Luft. In dieser bilden sich am Nachmittag erneut örtliche Gewitter. Lokal eng begrenzt ist auch unwetterartiger Starkregen dabei nicht ganz ausgeschlossen.



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